Holometabolie die Metamorphose
Bevor sie zu Schmetterlingen werden, erfahren diese fliegenden Natur-Wunder vier Stadien. Sie transformieren sich vom Ei, zur Raupe über den Kokon bis zu der Imago, dem ausgewachsenen Schmetterling. Dieser Prozess wird als vollkommene Metamorphose oder auch Holometabolie („holos“ ganz, vollständig und „metabole“ Veränderung) bezeichnet. Manche Raupen häuten sich bis zu fünfmal und verdoppeln dabei jeweils ihr Volumen. Danach beginnt die Verpuppung der Raupe. Im Kokon, findet erneut ein dramatischer Prozess statt, der sogenannte Imago-Prozess, bei dem sich ein Drama und wahres Wunder zugleich ereignet…
Imagozelle die Vision
Zunächst bilden sich im Inneren die Imagozellen. Sie enthalten eine Zukunftsvision vom fertigen Schmetterling. Da diese Zellen jedoch keine Schmetterlingszellen sind, werden sie nicht erkannt und von der Immunabwehr der Raupe zerstört. Das Neue im Kokon stößt auf Widerstand, doch der Wachstumsprozess der Imagozellen ist unaufhaltbar und die Zellen wachsen schneller als die Abwehr diese vernichten kann.
Netzwerk und Wendepunkt
Dann verbünden sich die Imagozellen zu Clustern, sogenannte Zellhaufen, die weiterhin als nicht zugehörig abgestoßen werden. Nun aber verbinden sich die einzelnen Zellen zu Imago-Fäden, die die Imago-Cluster miteinander verbinden, sodass ein Netzwerk entsteht. Das ist der finale Wendepunkt – der große Shift. Die Immunabwehr erkennt diese miteinander verbundenen Zellinseln als zur Raupe gehörig, akzeptiert den Transformationsprozess und gibt den Kampf auf. Der zukünftige Schmetterling kann jetzt heranreifen.
Schlüpfen wie Geburtsprozess
Um uns herum ist es dunkel, es fühlt sich eng an, wir sind ganz allein, fühlen uns verlassen und wissen überhaupt nicht was passiert und wie es weiter gehen soll. Wer kennt das nicht? Und wenn unsere Volkskrankheiten Einsamkeit, Depression, Unzulänglichkeit nichts anderes wären als diese Zeit, die wir im Kokon verbringen?
"Die dunkelste Stunde geht der Morgendämmerung kurz voraus."
Anonym
Bis zum vollständigen Schlüpfen werden einige Herausforderungen zu meistern sein. Analog zum menschlichen Geburtsprozess erfordert das Schlüpfen aus dem Kokon Geduld, Kraft und Hingabe. Möglicherweise ist dieses Schlüpfen dazu noch schmerzhaft und beängstigend, es will aber genau so durchlebt werden und dient somit der späteren Resilienz.
Notwendiges Übel?
In der Fabel des Schmetterlings geht es um einen wohlgesonnenen Mann, der einem werdenden Schmetterling beim finalen Schlüpfen aus der Puppe hilft. Seine Intention ist es, dem Schmetterling einen schmerzvollen Prozess abzunehmen. Diesem Mann war nicht klar, dass es genau diesen mühsamen, schmerzhaften und manchmal langwierigen Prozess des Schlüpfens aus dem Kokon braucht, damit der Schmetterling seine Flügel später vollständig entfalten kann, um letztendlich zu fliegen.
Wie Lao Tse gesagt haben soll:
"Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling. “
Transformation mehr als Veränderung
Das Leben folgt Zyklen und ist endlos, so auch der Transformationsprozess. Einmal angestoßen, ist er nicht mehr aufzuhalten. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Veränderungsprozess zeichnet sich Transformation durch einen tieferen und anhaltenden Prozess aus. Transformation ist kein beseitigen von Problemen, es ist mehr ein Integrieren von Anteilen, die wir als nicht zugehörig bewusst oder unbewusst verleugnen und daher abstoßen. Woher kennen wir dieses Verhalten?
Es ist das Ende der Welt, sagt die Raupe - Ein neuer Tag beginnt, antwortet der Schmetterling.
Krise ist Chance
Wenn wir wissen wie wir den Hebel umlegen und die dunkelste Stunde unseres Lebens als Chance und Sprungbrett für unsere Entwicklung erkennen, dann legen wir die Weichen damit Wunder geschehen. Unserer Entfaltung steht fortan nichts mehr im Wege. Tief in uns wissen wir dann, weil wir es erfahren und verinnerlicht haben, dass jedes Sterben an eine Form, die Geburt einer neuen Form bedeutet.
Hürden sind Potenzial
Wenn wir wissen wie wir den Hebel umlegen und die dunkelste Stunde unseres Lebens als Chance und Sprungbrett für unsere Entwicklung erkennen, dann legen wir die Weichen damit Wunder geschehen. Unserer Entfaltung steht fortan nichts mehr im Wege. Tief in uns wissen wir dann, weil wir es erfahren und verinnerlicht haben, dass jedes Sterben an eine Form, die Geburt einer neuen Form bedeutet.
Wir sehen dann, dass anscheinende Hürden, Probleme, Hindernisse, Verluste, Schattenseiten und Blockaden in Wahrheit unsere schlafenden Potenziale sind – wahre Schätze. Künftig begegnen den Stolpersteinen auf dem Weg mit einer neuen Perspektive. Es fällt uns dann viel leichter jegliche Herausforderung anzunehmen und wertfrei anzugehen. Transformation geschieht.
Stirb und Werde
Jedes einzelne Stadium vom Ei, über die Raupe, zum Kokon, zum Schmetterling. Sogar jede Häutung der Raupe und insbesondere der Finale Imago-Prozess birgt sowohl einen Tod als eine Neugeburt in sich. Und damit das Potenzial einer vollkommenen Metamorphose hin zum wahren Selbst. Lassen wir den Prozess zu, erkennen wir uns, als der einzigartige Schmetterling der wir sind. Leichtigkeit, Bewusstheit und Vertrauen entfalten sich. Frei von den Lasten der Vergangenheit, heben wir ab.
Das Geschenk
Indem wir uns daran erinnern, dass unser verwirklichtes Selbst, genau wie die Imago-Zellen, zu jedem Zeitpunkt unserer Entwicklung vollkommen in uns vorhanden ist, weiten wir unsere Perspektive. Dieser vergrabene Schatz in uns wartet nur darauf von uns wiederendeckt zu werden. Tun wir das, steht unserer Selbstverwirklichung nichts mehr im Weg. Wir begegnen den Herausforderungen des Alltags mit Gelassenheit. Mut, Bewusstsein, Selbstbestimmtheit und letztendlich Zufriedenheit stellen sich ein.
Diese Weisheit und Metapher machen wir uns für die eigenen Transformationsprozesse, für unser Erwachen zu uns selbst, zu nutzen.